Macht-Wissen-Gesellschaft?
MACHT – WISSEN – GESELLSCHAFT? | Wintersemester 2016/17
Teil 1 „Soziologie ist ein Kampfsport – Pierre Bourdieu im Portrait“
FILMVORFÜHRUNG mit anschließender DISKUSSION
Der Film „Soziologie ist ein Kampfsport. Pierre Bourdieu im Porträt“ illustriert nachdrücklich die kräftezehrenden Momente im Leben des verstorbenen Intellektuellen, dessen Selbstverständnis u.a. auf der aktiven Bekämpfung politischer wie sozialer Missstände fußt.
Es werden Ausschnitte aus dem Leben des Soziologen und Philosophen gezeigt, die diesem Selbstverständnis Rechnung tragen und Einblicke in seine Theoriearbeit ermöglichen.
Im Anschluss an den Film wird es eine Diskussion geben, die Raum für die kritische Würdigung der Arbeit Bourdieus bietet und der Frage nachgehen soll, ob die Gesellschafts- und Kulturwissenschaften zu herrschaftskonformen Disziplinen geworden sind, die der neoliberalen Verwertungslogik unterliegen.
Diskutanten:
Univ.-Prof. Dr. Stephan Moebius (Institut für Soziologie)
Univ.-Prof. Dr. Johanna Rolshoven (Institut für Volkskunde und Kulturanthropologie)
Univ.-Prof. Dr. Harald Stelzer (Institut für Philosophie)
Termin:
Dienstag, 25. Oktober 2016, 19:00 Uhr
Hörsaal 06.03, EG, Universitätsplatz 6 (Vorklinik)
Teilnahme ist kostenlos; gratis Popcorn
Der Filmabend ist Teil der Veranstaltungsreihe Macht – Wissen – Gesellschaft?, die das Kulturreferat ÖH Uni Graz ins Leben gerufen hat. Sie macht es sich zur Aufgabe, Verbindungen zwischen Politik, Wissenschaft, Gesellschaft, Kultur und anderen Bereichen offenzulegen.
Macht-Wissen-Gesellschaft? Blicke auf die Gegenwartskultur
„Du kannst nicht gleichzeitig dekonstruieren und dich ausziehen!“
soll die Ex-Ehefrau von Franzens, so schildert der Herr es zumindest in seinem mäßig lesenswerten Essay Schmerz bring dich nicht um, ihm einmal zugeflüstert haben. Mit dem Spruch ist aber auch der unmögliche Spagat der postmodernen Wissenschaft pointiert gefasst: Zwischen Diskursanalyse und Dekonstruktion versuchen wir immer schön als kritische Instanz von außen gesellschaftliche Prozesse und Wissen selbst zu dekonstruieren und zu analysieren, müssen aber zugleich Farbe bekennen, uns quasi ausziehen, um neues Wissen zu produzieren.
In dem neu konzipierten, transdisziplinären Vortrags- und Diskursraum ‚Macht-Wissen-Gesellschaft?‘, der im Studienjahr 2015/16 vom Kulturreferat der ÖH Uni Graz eröffnet wird, sind wir uns diesem Dilemma zwischen Dekonstruktion und Konstruktion bewusst, und stellen die Verwobenheit von ‚Macht – Wissen – Gesellschaft‘ ins Blickfeld. Die oftmals voneinander unabhängig gedachten Bereiche Wissenschaft, Kultur, Wirtschaft, Gesellschaft, Religion, Politik werden in verschiedenen Diskursräumen zur Diskussion stehen. Dabei soll diese vermeintliche Unabhängigkeit dekonstruiert, und die Verwobenheit der Felder sichtbar gemacht werden und zugleich in Debatten zwischen Vortragenden und Zuhörer*innen neues Wissen konstruiert werden. Wichtig ist uns auch, deutlich zu machen, dass Wissen nicht, auch wenn das oftmals so assoziiert wird, rein an Wissenschaft gebunden ist. Vielmehr ist es so, dass nicht nur die Wissenschaft Wissen schafft, sondern dass auch in außeruniversitären Bereichen Wissen erzeugt wird. Der institutionalisierte Wissensraum Universität wird deterritorialisiert, pluralistische Wissensräume werden lebhaft, die akademische Sphäre bekommt tückische Risse.
Um aber nicht nur die sowieso lauten Stimmen im wissenschaftlichen Bereich zu hören zu bekommen, wird bei der Auswahl der Vortragenden darauf geachtet, auch andere Wissensformen abseits der Universität zu Wort kommen zu lassen.
Wissen, für wahr halten, glauben zu wissen – wir glauben zu glauben, was zu wissen – glaubt mit uns, dann wissen wir…